Flyer der Ausstellung

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 ES contemporary art gallery, Meran, Auch das Paradies wirft Schatten, Detail Malerei, Buchstele

ES contemporary art gallery, Meran, Auch das Paradies wirft Schatten, Detail Malerei, Buchstele

Auch das Paradies wirft Schatten betiteln die Berliner Künstler_innen Mona Jas und Holger Friese ihre gemeinschaftliche Ausstellung bei ES Contemporary Fine Arts im Dezember 2012. Pünktlich zur Weihnachtszeit hinterfragen sie mit ihren heterogenen Werken, welche von Bücherskulpturen über Sprachkompositionen und Film bis hin zur Malerei rangieren, die Linearität von Kindheitserinnerungen und kultureller Identität.

Jas’ Audioaufzeichnungen von Gesprächen mit Künstler_innen und Kunstlehrer_innen über ihre früheren Kinderzimmer, ihre Einrichtungen sowie Familienmitglieder, die sich mit ihnen darin aufgehalten haben, sind zu einer knappen Montage komponiert im Galerieraum zu hören. Basierend auf einer digitalen Bildvorlage, welche die Künstlerin aus Kinderzimmerzeichnungen der über 80 Befragten entwickelte, ist dazu ein Bild (Öl auf Leinwand, 110 x 130 cm) zu sehen.

Parallel dazu läuft Jas’ Film Der Strumpf, den sie bereits 1997 in der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe in Berlin mit der Schauspielerin Frida Béreaud produzierte. Während die Protagonistin spricht, wird sie von einer Kamera umkreist, zunächst von Innen, dann von Außen. In der Architektur Ludwig Mies van der Rohes gefilmt, dessen Konzentration im Bau der Neuen Nationalgalerie dem Verhältnis des Innneren zum Äußeren galt (das Glas als durchsichtiges Membran, alle Stahlträger symmetrisch durchschnitten, die gleichen Bodenfliesen Innen und Außen), bildet die “location” eine Verbindung zu dem gesprochenen Text Der Strumpf aus dem berühmten Werk Walter Benjamins Berliner Kindheit um neunzehnhundert.

Holger Friese zeigt dazu Stelen aus Büchern, die vom Boden bis zur Decke reichen. Alle Bücher sind Werke des meistgelesenen Nachkriegsautoren Heinz G. Konsalik. Friese verweist hier auf den kulturellen Horizont der Nachkriegszeit im deutschen Sprachraum und damit auch auf die Auswirkungen in die Jetzt-Zeit – ihrem mehrheitlichen Rückzug in eine kuschelige Comfort-Zone, in der das konsumieren fremder Schicksale einen wohligen Schauer erzeugt und Bequemlichkeit und Sicherheit als höchste Güter verteidigt werden. Die oft zitierten Worte Theodor Adornos, es sei barbarisch nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, werden mit den, auf den Buchrücken der Bücherstelen lesbaren Titeln, wie “Der Arzt von Stalingrad”, “Heimaturlaub” und “Eine Sünde zuviel”, auf ironische Weise bestätigt.

Audioinstallation, Mp3 Player, Kopfhörer, 4 Kanalsteuerung, 0:06:00 Minuten.
Bild, Öl auf Leinwand, 110 x 130 cm.
Projektor mit integriertem Player, Video mpeg4 , film- audioloop, 0:03:00 Minuten.
4 Stelen, Bücher, Dimensionen variabel (Höhe = Raumhöhe).